Geschichte
Bereits im Jahre 1800 wurden im Markt Tussenhausen erste technische Maßnahmen zur Feuerbekämpfung ergriffen.
Dies geschah, nachdem innerhalb kurzer Zeit mehrere Gebäude in Flammen aufgegangen waren: das Haus 87, heute Zaisertshofenerstr. 5, wurde zweimal - 1797 und 1807 - ein Raub der Flammen; zudem wurden die Gebäude des Maurers Josef Schneider und seines Nachbarns Andreas Fischer durch den unsachgemäßen Umgang mit dem Pulver der hier stationierten 200 russischen Soldaten im Jahre 1799 entzüdet. In der Folge schaffte man eine von einem Memminger Glockengießer angefertigte Feuerspritze für 500 Gulden an.
Am 14. März 1875 wurde im Mindelheimer Anzeigenblatt eine neue Feuerwehrlöschordnung für den Amtsbezirk Mindelheim veröffentlicht. Darin hieß es: Jede Gemeinde ist verpflichtet, die erforderlichen Löschanstalten und Löschgeräte herzustellen und stets in brauchbarem Zustand zu unterhalten. Des Weiteren schrieb die Feuerwehrlöschordnung vor, dass jeder männliche und taugliche Einwohner vom zurückgelegten 18. bis zu seinem 55 Lebensjahr verpflichtet wurde, bei Bränden und Löschübungen Dienste zu leisten. Der Paragraph 5 regelte, dass die Freiwilligen Feuerwehren eigene Statuten, Dienstvorschriften sowie besondere Abzeichen und Uniformen erhielten. Laut Paragraph 6 sollte in jeder Gemeinde durch die Ortsbehörde eine Pflichtfeuerwehr gebildet werden. Bestand in der selben Gemeinde eine FFW, so wurde die Pflichtfeuerwehr dem Zuge der FFW zugeteilt und unter die Befehle des Kommandanten der FFW gestellt
Von der Gründung bis zum 1. Weltkrieg
Mit der schon am 13. Dezember 1874 erfolgten Gründung der FFW Tussenhausen war diesem neuen Gesetz bereits Rechnung getragen. Tussenhause besaß nach Mindelheim, Dirlewang, Türkheim und Irsingen die 5. FFW von damals 62 Gemeinden im Landkreis. Dies geht aus dem Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr Türkheim hervor. Dass neben der FFW auch bis mindestens 1914 eine Pflichtfeuerwehr in Tussenhausen bestanden haben muss, beweist ein Eintrag, in dem es heißt: Gemäß § 13 I c ist das Mitglied aus dem Verein auszuschließen und der Pflichtfeuerwehr zuzuteilen. Das Mitglied hat sich eines großen fortgesetzen Ungehorsams gegen den Kommandanten schuldig gemacht und somit gegen obigen § 13 I c grob verfehlt. Franz Xaver Schmid - Vorstand.
Die ersten Kommandanten der Tussenhausener Feuerwehr müssen Baltasar Hacker, Anton Schedel und Rupert Wenger gewesen sein. Bereits 1895 verfügten die Löschmänner über eine Saug- und Druckspritze der Nürnberger Firma Braun. Mit dieser Spritze konnten die Mitglieder der FFW den damals zahlreichen Bränden wirkungsvoll zu Leibe rücken. In einem Brandschaubuch wird Karl Schmid 1898 als Feuerwehrhauptmann erwähnt.
Am 22. Juli 1900 feierte man das 25 jährige Gründungsjubiläum. Die FFW Konradshofen übernahm damals die Funktion des Patenvereins. Aus diesem Anlass reisten trotz der damals unzureichenden Verkehrsverhältnisse 40 Mann zum Fest an. Bei dieser Gelegenheit erhiert die neue Standarte des Tussenahusener Feuerwehrvereints ihre Weihe. Diese ließ man 1979 renovieren, und heute noch ist sie das Schmuckstück der Feuerwehr.
Mit der Tussenhausener Feuerwehr und ihrer Ausstattung ging es stetig bergauf. So konnte 1904 eine fahrbare Holzfeuerwehrleiter, die bis heute noch funktionsfähig ist, beschafft werden. Zu Beginn des 1. Weltkrieges im Jahre 1914 hatte zunächst Ambros Geiger und danach erneut Karl Schmid das Amt des Kommandanten inne; Vorsitzender damals war Franz Sales Schmid.
Vom Ende des 1. bis zum Ende des 2. Weltkrieges
Nach dem Ende des ersten Weltkrieges amtierten 1927 Anton Unglert und 1932 Anton Schedel als Vorstände. Zwischen 1920 und 1927 hatte Fridolin Ruf das Kommando über die Feuerwehrmänner inne.
Ab 1927 bis zum Kriegsende 1945 prägt Anton Kehle den FFW. Durch seine Initiative wurde 1938 eine Motorspritze TS 8/8 Fabrikat Ziegler mit DKW Motor angeschafft, die heute noch im Besitz der FFW ist. Eine Besonderheit gibt es aus der Zeit während der Kriegsjahre zu berichten. Weil die meisten wehrfähigen Männer im Krieg waren, veranlasste Kommandant Anton Kehle die Aufstellung einer Frauenfeuerwehr.
Zusätzlich leistete er als Kommandant und Beauftragter des Bezirkverbandes bei Inspektionen hervorragende Dienste bis ihn die amerikanische Militärregierung nach Kriegsende als "Feuerwehrführer" entließ.
Nach dem 2. Weltkrieg
Ohne Leitung lag das Feuerwehrwesen zunächst darnieder, niemand stellte sich zur Verfügung. Der von der Militärregierung eingesetze Bürgermeister Balthasar Dietmayer bat daher Gregor Schuster, das Amt übergangsweise zu übernehmen. Dieser gab jedoch nach einem Jahr sein Amt aus Altersgründen wieder ab. Erst als sich Ludwig Geiger bereit erklärt hatte, den Feuerwehrverein weiterzuführen, stellte sich Xaver Schmid als Kommandant zur Verfügung. Ludwig Geiger hatte das Amt des Vorstandes bis 1956 inne. Dann löste ihn Alois Leidescher in dieser Funktion ab.
Unter der Überschrift "Motorspritze als Weihnachtsgeschenk" findet sich 1961 ein Bericht in der Mindelheimer Zeitung. Danach herrschte volle Einmütigkeit im Marktgemeinderat während der Jahreschlusssitzung, als die Beschaffung einer neuen Motorspritze für die FFW, eine TS 8/8 Fabrikat Ziegler mit VW Motor und 34 PS genehmigt wurde. Diese versieht heute noch ihren Dienst.
Im Jahre 1964 übernahm Alois Leidescher zusätzlich das Amt des Kommandanten. Zusammen mit Franz Aichinger bauter er 1966 einen Hannomag Mannschaftswagen aus dem Jahre 1951 für die Zwecke der Tussenhausener Feuerwehr um. Dieses Gefährt wurde erst 1976 von einem Löschgruppenfahrzeug LF 8 abgelöst und kann heute noch manchmal in Mindelheim als Oldtimer bewundert werden.
Bis 1969 hatte Alois Leidescher das Amt des Kommandanten inne. Danach folgte eine kurze kommandantenlose Zeit bis 1971 Martin Wiederseiner dieses Amt übernahm. In seiner Dienstzeit bekam die Tussenhausener Feuerwehr das schon angesprochene modern LF 8 mit schwerem Atemschutzgerät.
Beim Brand des Anwesens vom alten FFW-Vorstand Ludwig Geiger im Jahr 1976 wurden die meisten Unterlagen über die Tussenhausener Feuerwehr ein Raub der Flammen. Das bedeutet, dass heute nur mehr wenig schriftliche und bildliche Dokumente aus der Gründungszeit des Vereins erhalten geblieben sind.
1979 fand ein erneuter Wechsel im Amt des Kommandanten statt, das nun Philipp Vogt übernahm.
Mit dem Umbau der Volksschule und dem Bau der Mehrzweckhalle verlor die Tussenhausener Feuerwehr ihr bisheriges Domizil, und ihre Gerätschaften mussten zunächst an verschiedenen Stellen im Ort provisorisch untergebracht werden. Nach langer Platzsuche wurde 1984 ein neues Feuerwehrgerätehaus am Ortsausgang Richtung Rammingen gebaut.
Seit 1996 leitet Alfred Reiter die FFW Tussenhausen. Im Jahre 1999 feierte die Bevölkerung von Tussenhausen das 125 jährige Bestehen ihrer Feuerwehr. Dieses Jubiläum nahm man zum Anlass, einen Feuerwehrverein zu gründen, nachdem der ältere Verein aufgrund von fehlenden Tätigkeitsnachweisen nach dem Kriege aufgelöst worden war. So kam es, dass im Oktober 1999 im Café Berghof die Gründungsversammlung stattfand. Bei der Mitgliederversammlung am 31. Oktober 1999 wurde die Satzung beschlossen. Der Verein nennt sich "Freiwillige Feuerwehr Tussenahusen e.V.". Bei der Wahl wurde Anton Schuster zum 1. Vorsitzenden, Johann Huber zum 2. Vorsitzenden sowie Wolfgang Seitz zum Kassierer bestimmt. Der derzeitige Mitgliederstand beträgt 120 Personen, davon sind 56 aktive Dienstleistende einschließlich einer aus neun Personen bestehenden Frauengruppe. Der Verein beschäftigt sich dezeit intensiv mit der Betreuung der aktiven und der Werbung neuer Feuerwehrdienstleistenden. [1]
Ab 2000
Das 125-jährige Feuerwehrjubiläum war ein großer Erfolg und deshalb haben sich die Feuerwehrkameraden unter dem Vorstand Anton Schuster und Kommandant Alfred Reiter etwas besonderes einfallen lassen: es wurde vom 30.08.-01.09.2002 das erste Openair Kino auf dem Marktplatz veranstaltet. Der Erlös ging an die „Kartei der Not“.
Die 1961 in Dienst gestellte TS 8/8 Fabrikat Ziegler ist in die Jahre gekommen und wird im Jahr 2003 durch eine neue TS 8/8 der Fa. Ziegler ersatzbeschafft. Die feierliche Segnung fand am 29.05.2003 statt. Zu diesem Fest ist extra aus unserer Partnergemeinde Cosse´ le Vivien eine Abordnung der Feuerwehr unter Pierric Goube` angereist. Dazu gab es wieder ein Openair Kino und einen Konzertabend mit „frisch gestrichen“.
Der Platz im Feuerwehrhaus wurde immer knapper, da immer mehr Geräte im Feuerwehrhaus untergebracht werden müssen. So wurde beschlossen zusammen mit anderen Vereine im Rahmen der Dorferneuerung eine Fundushalle mit 25x10 m zu bauen. Ein Abteil davon übernimmt die Feuerwehr und lagert dort unter anderem die historischen Geräte wie Leiter und Pumpen. Der Baubeginn war im September 2003, Fertigstellung im September 2004.
Das Feuerwehrauto LF 8 ist in die Jahre gekommen und der Marktgemeinderat beschließt 2008 den Kauf eines neuen Feuerwehrautos. Nachdem es nun schon länger Frauen bei der Feuerwehr gibt und für die Männer die Sanitäreinrichtungen auch nicht ausreichend sind, wird im Oktober 2008 begonnen in Eigenleistung das Feuerwehrhaus um einen Werkstattraum und getrennte Sanitärräume zu erweitern. Die Fertigstellung war im Januar 2010.
Endlich ist es so weit - das neue Feuerwehrauto ein LF8/6 mit 1000 l Wassertank wird am 31.08.2010 bei der Fa. Lentner abgeholt. Fahrzeugweihe und Weihe des Anbaus fanden am 26.09.2010 statt. Gefeiert wurde in der ehem. Uhrenfabrik. Das alte Feuerwehrauto LF 8 wurde mit einem Alter von 34 Jahren an die Gemeinde Köngetried verkauft.
Im März 2011 wird zusätzlich zum LF 8/6 ein gebrauchter VW Kombi als Mannschaftstransporter von der Feuerwehr Dirlewang für 3000 € gekauft. Die Finanzierung erfolgte über den Feuerwehrverein.
Bei der Feuerwehrversammlung im Januar 2012 treten nach 15 Jahren als Kommandant Alfred Reiter und Johann Huber zurück, es werden Peter Schmid zum ersten Kommandant und Thomas Fleschhut zum stellvertretenden Kommandanten gewählt.
Anton Schuster tritt nach 12 Jahren als erster Vorsitzender des Feuerwehrvereins zurück. Alfred Reiter wird zum ersten Vorsitzenden gewählt, Johann Huber bleibt stellvertretender Vorsitzender.
Es kommt am 15.10.2013 zu einem Großbrand auf dem Recyclingbetrieb Reiner in Tussenhausen. Es ist der größte Brand seit langer Zeit - es waren acht Feuerwehren mit insgesamt 200 Mann im Einsatz.
Am 30. und 31. August 2014 feiert die Feuerwehr ihr 140 jähriges Bestehen. Das Fest findet im Innenhof der Schule mit einem Openair Kino und einen Festgottesdienst in der Kirche statt.
Thomas Fleschhut legt im Januar 2018 das Amt des stellv. Kommandant nieder. Als Nachfolger wird Michael Bader gewählt. Am 22.09.2019 fand der Tag der Feuerwehr statt. Dies wurde mit einem Festgottesdienst zum 145 jährigen Bestehen der Feuerwehr, einem Weißwurstfrühstück und Kaffee/Kuchen im Feuerwehrhaus gefeiert. Des Weiteren wurden die Gäste mit Löschvorführungen, Übungsaufbauten und Informationsständen begeistert.
Im Jahr 2020 waren die Aktivitäten auf Grund Corona sehr gering. Dennoch konnte der Feuerwehrball am 1. Februar erfolgreich stattfinden. Die Feuerwehr war vom Backhäusle zum Pizzaessen eingeladen - als Dankeschön für das ganzjährige ehrenamtliche Engagement der Kameraden. Die Sportgruppe der FFW Tussenhausen hat mit 7 Kameraden das Deutsche Sportabzeichen im Jahr 2021 erfolgreich abgelegt. Dies waren Christian Schächer, Anderas Schuster, Thomas Fleschhut, Peter Schmid, Franz Beggel, Konstantin Vogel und Florian Grassl. Bei der Feuerwehrversammlung im Januar 2024 werden Peter Schmid zum ersten Kommandant und Michael Bader zum stellvertretenden Kommandanten wieder gewählt. Alfred Reiter tritt nach 12 Jahren als erster Vorsitzender des Feuerwehrvereins zurück. Alexander Lechner wird einstimmig zum ersten Vorsitzenden gewählt, Johann Huber bleibt stellvertretender Vorsitzender.
Quelle
[1] Dr. Gabriele von Trauchburg (2002), Kaiserbesitz, Residenzort, moderner Markt - Die Ortsgeschichte des Marktes Tussenhausen, Hrsg. Markt Tussenhausen in Zusammenarbeit mit der Dorferneuerung Tussenhausen. Mit freundlicher Genehmigung des Martk Tussenhausen.